26.08.2021

Stolz auf Frauen im E-Handwerk

E-Zubi Valeria Sanfilippo gibt Einblick in ihren Ausbildungsalltag

Bild: HWK Reutlingen

E-Zubi Valeria Sanfilippo macht derzeit ihre Ausbildung im Innungsfachbetrieb Elektro Kürner GmbH in Tübingen. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihren Ausbildungsalltag, in dem sie stolz auf alle Frauen im Handwerk ist. Als Ausbildungsbotschafterin will sie besonders Mädchen und jungen Frauen die Angst vor einem „Männerberuf“ nehmen.

Valeria, Du hast Dich entschieden, nach der Schule eine Ausbildung zu machen. Welchen Schulabschluss hast Du und wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Ausbildung als Elektronikern zu beginnen?

Ich habe im Sommer 2020 mein Abitur gemacht. In der Schule gehörten Mathe und vor allem Physik zu meinen Lieblingsfächern, in Physik hat mich die Elektrizitätslehre besonders begeistert. Und da mein Vater einen Elektrobetrieb hat, habe ich von klein auf Interesse für Elektrotechnik entwickelt.

War es schwierig, einen Ausbildungsplatz zu bekommen?

Tatsächlich gar nicht, denn im Allgemeinen werden immer mehr Handwerker gesucht. Was hilft, ist ein Praktikum, denn dann weiß man, ob die Ausbildung etwas für einen ist. Ich habe in der 8. Klasse eines gemacht, in eben dem Betrieb, in dem ich jetzt meine Ausbildung mache. Schon damals sagte mein Chef zu mir: „Wir sehen uns in vier Jahren bestimmt wieder“.

Was haben Deine Eltern zu Deiner Ausbildungsplatzwahl gesagt? Haben Sie Dich dabei unterstützt, einen eher männertypischen Beruf zu ergreifen?

Mein Papa hat sich natürlich sehr gefreut und war auch stolz, dass ich in seine Fußstapfen treten möchte. Meine Mama unterstützte mich auch, auch wenn sie anfangs noch versuchte, mich in Richtung eines Studiums zu lenken. Sie hatte Bedenken und Sorgen um mich als Tochter, ob ich dem Beruf körperlich und gesundheitlich gewachsen bin und dass ich als „Frau auf der Baustelle“ eine „Exotin“ sein könnte.

Apropos Exotin. Wie sieht es denn in der Ausbildung selbst aus? Wie gehen Deine überwiegend männlichen Kollegen mit Dir um?

Meine Kollegen sind alle total nett und finden es toll, dass ich und mittlerweile auch andere Frauen diesen Beruf ergreifen. Bei manchen Arbeiten, die körperlich anstrengend sind, versuchen sie, mir diese abzunehmen, aber das möchte ich nicht, ich schaffe das meistens allein. Ich arbeite gerne mit ihnen zusammen und wir haben auch richtig viel Spaß miteinander.

Gibt es noch Rollenklischees in Deiner Ausbildung? Hast Du als Elektronikerin auch Nachteile gegenüber Deinen männlichen Kollegen (körperlich usw.)?

Leider ja, ich bin an meinem ersten Schultag in der Berufsschule von einem Klassenkameraden gefragt worden, was ich denn hier mache, ich gehöre wohl hinter den Herd und in die Küche. Auch sonst bekommt man mal auf der Baustelle vielleicht einen seltsamen Blick, aber das hat mich noch nie gestört. Ich bin total stolz auf mich und alle Frauen, die ins Handwerk gehen, denn ich kann alles das, was auch Männer können. Manchmal fehlt mir zu gewissen Arbeiten die Kraft und ich werde etwas schneller schlapp, aber das spornt mich nur an, weiterzumachen und nicht aufzugeben.

Wie sehen Deine Zukunftspläne nach der Ausbildung aus?

Nach der Ausbildung möchte ich noch ein wenig mehr Praxiserfahrung sammeln, später meinen Meister machen und eventuell den Betriebswirt im Handwerk, denn ich kann mir gut vorstellen, den Familienbetrieb zu übernehmen.

Würdest Du Mädchen und jungen Frauen raten, sich in Männerberufen zu probieren?

Jederzeit, für mich gibt es nicht die Einteilung in Männer- oder nur Frauenberuf, wir können alle das gleiche schaffen, wenn wir es wollen. Und nur weil die Arbeit als Elektrotechnikerin körperlich anstrengender ist als die Arbeit eines Kaufmannes, heißt es nicht, dass eine Frau das nicht schaffen kann. Außerdem muss man auch nicht immer nur schwere Arbeit erledigen, es gibt in der Elektrotechnik auch so viele spezielle Richtungen, in die man gehen kann, bei der man nicht die größten Muskeln braucht. Das Wichtigste ist doch, dass man sich wohl fühlt, seine Arbeit gerne macht und am Ende des Tages zufrieden nach Hause geht.

 

Ausbildungsbotschafterin in Schulen
Valeria Sanfilippo engagiert sich zusätzlich als Ausbildungsbotschafterin in Schulen und möchte dabei besonders Mädchen und jungen Frauen die Angst vor einem „Männerberuf“ nehmen.

Was sind „Ausbildungsbotschafter“?
Ausbildungsbotschafter sind junge Menschen aus allen geregelten Ausbildungsberufen, die nach einer eintägigen Schulung in Schulklassen für die berufliche Ausbildung werben. Schülerinnen und Schüler bekommen so eine bessere Vorstellung von der Berufsausbildung. Außerdem haben sie die Möglichkeit, ihre Fragen unmittelbar an Auszubildende zu richten.

Die Initiative Ausbildungsbotschafter ging aus dem Ausbildungsbündnis Baden-Württemberg hervor. Getragen wird die Initiative von dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, dem Baden- Württembergischen Industrie- und Handelskammertag, dem Baden-Württembergischen Handwerkstag, Unternehmer Baden-Württemberg und dem Bezirk Baden-Württemberg des Deutschen Gewerkschaftsbunds.

Quelle: Handwerkskammer Reutlingen

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